Vom Glamour der Veranstaltungsarbeit oder „Eventmanagement“

„So eine Lesung ist doch immer wieder was Schönes! Das müssten Sie viel öfter machen!“

Ja! Unbedingt! Gerne!

Lesungen von Autorinnen und Autoren zu organisieren gehört zu unseren Aufgaben. Es gehört quasi zur DNA von Bibliotheken Literatur zu vermitteln. Wir sind für Leseförderung im weitesten Sinne zuständig und machen das auch gerne… Richtig, da kommt jetzt ein „Aber“. Und zwar ein Großes: Der Aufwand für eine Lesung bei uns im Erich-Gutenberg-Haus ist groß. Bis vor Kurzem haben wir im wahrsten Sinne des Wortes tonnenweise Regale aus der Kinderbibliothek schieben müssen, um dort eine adäquate Fläche für eine solche Veranstaltung zur Verfügung zu haben. Das kostet Zeit und Muskelmasse und am Ende des Abends muss das alles wieder zurückgeschoben werden, um für den darauffolgenden Vormittag gerüstet zu sein. Denn vor jeder Öffnung muss es aufgeräumt sein und ab 9 Uhr ist mit Sicherheit eine Schulklasse oder eine Kindergartengruppe zu Gast. Dazu kommen noch die Stühle, die Dekoration, die Technik…  und das sind nur die Dinge, die an dem Abend zu beachten sind.

Lange vorher kommt die Auswahl der Veranstaltung. Was interessiert die Herforderinnen und Herforder? Was wird gerne gelesen? Wer könnte mal als „Schmankerl“ im literarischen Sinne in Frage kommen? Wen können wir uns leisten? Das Budgets für solche Events ist begrenzt, Autor*innen oder Schauspieler*innen möchten für Ihre hochgelobten Einsätze auch vergütet werden, dazu kommen Fahrt- und Übernachtungskosten etc.

Sebastian Fitzek würde mit Sicherheit ein Erfolgsgarant sein, aber der füllt bekanntlich ganze Stadthallen, und ihn zu engagieren dürfte unser Budget sprengen, bevor er überhaupt die Autobahnabfahrt Herford gefunden hat. Wir haben zudem nur Platz für ca. 80 Menschen, wenn denn alle einen Stuhl haben sollen… also Fitzek wohl eher nicht… (Schade! Sehr, sehr schade!!)

Peter Urban, der bekannte Radiomoderator, hat uns im Februar 2024 einen wunderbaren Abend mit einer traumhaften Auslastung beschert, hat sein Publikum begeistert zurückgelassen und uns einen Hauch Glamour verliehen. Alexander Oetker, ein ebenfalls ziemlich bekannter Bestseller-Autor, dessen Romane und Kochbücher ständig ausgeliehen sind, konnte aber nur 25 Personen anlocken – die Werbestrategie für beide Veranstaltungen war gleich – wo war also das Problem? Wir wissen es bis heute nicht!

Newsletter, Homepage, Pressemitteilungen, Social-Media-Aktivtäten. All das gehört zum Repertoire von Öffentlichkeitsarbeit dazu und wir bespielen munter alle Kanäle – was am Ende hängen bleibt und wie viele Karten am Ende für eine Lesung verkauft werden, steht auf einem anderen Blatt.

Veranstaltungen für Kinder sind schon eine andere Sache. Für die Bespaßung der Jüngsten gehen viele gerne aus dem Haus, aber bei vielen Erwachsenen scheint es schwer zu sein, das Interesse für einen Abend weg vom Sofa zu wecken – schade an sich. Oder liegt es am Format und das uns das Zuhören einfach schwerer fällt in Zeiten von Dauerscrollen oder Binge-Watching in Jogging-Hose?

In diesem Jahr wird noch die Autorin Gisa Pauly zu uns kommen und wir werden sehen, wie diese Lesung angenommen wird. Wir sind gespannt!

In der Zwischenzeit planen wir alternative Formate wie ein „Silent-Reading-Event“ oder einen Mehrgenerationen-Garten-Workshop. Neue Wege und so…mehr Gemeinschaft, mehr Aktion, weniger Zuhören. Vielleicht klappt’s ja…

 

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