Setz dich hin, klapp das Buch auf, wir müssen lesen!

Wenn man in einschlägigen Online-Suchmaschinen die Wörter „Lesen“ und „Mentale Gesundheit“ bzw. das neudeutsche Schlagwort „Mental Health“ eingibt, bekommt man Treffer über Treffer. Wir haben auf unseren Social-Media-Kanälen schon mal darüber mit dem Hashtag #bookfacts berichtet. Es mag oberflächlich wie einer von vielen Trends wirken, aber es steckt tatsächlich einiges dahinter.

Denn die Wissenschaft hat festgestellt: Lesen ist gut für unser mentales Wohlbefinden. Lesen entspannt. Lesen kann dazu beitragen, Depressionen zu lindern und sich sogar lebensverlängernd auswirken. Spitze! Das freut uns Büchermenschen sehr, denn damit scheinen sich tatsächlich alle Probleme in Luft aufzulösen.

Die Menschen werden gesünder, glücklicher und älter. Problem solved, oder?

Ganz so einfach ist es denn doch nicht, aber ich glaube, alle, die gerne lesen, können bestätigen, dass wir uns bei einer guten Lektüre entspannen können. Wir tauchen ab in eine andere Geschichte als die unsere und lassen die Seele dabei baumeln. Herrlich! Kino im Kopf ist etwas Großartiges und Schönes.

Lesen entspannt mehr als Fernsehen, Netflix & Co. und außerdem fördert es gerade bei Kindern die Fantasie, die Empathie und sorgt auch noch für einen größeren Wortschatz.

Warum ist die Gesellschaft also auf dem besten Weg dahin, dem Lesen abzuschwören? Wutschen und wedeln auf dem Handy oder Tablet sind eine feine Sache, aber sie bewirken auch, dass wir uns weniger gut konzentrieren können und unsere Aufmerksamkeitsspanne nimmt spürbar ab. Wir sind weniger aufnahmefähig und uns wird schneller langweilig. Wenn sich das schon stark auf uns Erwachsene, die wir ohne diese ganzen technischen Hilfsmittel aufgewachsen sind, negativ auswirkt, was macht das dann erst mit Kindern, den sogenannten „digital natives“?

Pisa-Studien etc. geben alarmierende Hinweise darauf, dass derzeit eine Generation heranwächst, die des Lesens nicht mehr mächtig ist, und ich kann Ihnen bestätigen, da ist was Wahres dran. Die vielen Schulkinder, die uns wöchentlich besuchen, sind leider häufig nicht dazu in der Lage, einfache Sätze zu lesen und sie zu verstehen, geschweige denn einfache Arbeitsaufträge umzusetzen. Den Trend gab es übrigens schon vor Corona, und die Pandemie mit all ihren Folgen hat das Problem beschleunigt und verschärft.

Seit wann gilt der schöne Satz von Astrid Lindgren „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt im großen Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen“ nicht mehr? Denn Vorstellungskraft und Empathie werden bewiesenermaßen durch den ständigen Gebrauch von Smartphones und Tablets nicht gefördert.

Was wir auf dem Papier lesen und selbst aufschreiben bleibt im Hirn besser haften, als alles, was wir auf Bildschirmen lesen und dort aufschreiben.

Warum also nicht back to the roots, bevor wir den Kids die Tablets und Smartphones in die Hand drücken?

Das ist übrigens kein Plädoyer gegen die Digitalisierung oder gegen mobile Endgeräte. Ich schätze die Vernetzung und die vielen Vorteile, die uns Smartphones etc. bringen, sehr. Wir konnten noch nie so viel kommunizieren wie heute, aber wir müssen ein Augenmaß dafür entwickeln, ab wann die Nachteile dieser Entwicklung dafür sorgen, dass wir Generationen von Kindern damit krank und teilweise lebensunfähig machen. Depressionen, Angststörungen und andere mentale Störungen sind bei jungen Menschen keine Seltenheit. Die Idee, das Handy mal wegzulegen und das Buch aufzuklappen ist, meiner Meinung nach, eine gute. Je eher, desto besser.

Denn wer sich das Lesen nicht in jungen Jahren zu eigen macht, wird sich als älterer Mensch auch schwer damit tun. Und damit entgeht uns nicht nur das Kino im Kopf, sondern auch unsere kognitiven Fähigkeiten leiden spürbar und wir sind, voraussichtlich auch unglücklicher.

Also setzt Euch hin, klappt das Buch auf und lest!

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