Sänk ju vor träwweling wis Deutsche Bahn
Vermutlich hilft es kaum, sich in die lange Reihe derer einzureihen, die sich über den Zustand der Deutschen Bahn beklagen. Ich habe damit aber wirklich ein Problem. In echt jetzt. Mir fehlt nämlich eine Alternative, da ich auf deutschen Autobahnen auch nicht glücklich werde. Erstens möchte ich aus ökologischen Gründen weitestgehend auf das Auto verzichten, zweitens bekomme ich auf der proppenvollen, nicht mit einem Tempolimit gemäßigten A2 regelmäßig Schnappatmung. Doch womit soll ich denn nun von A nach B kommen?
Und ich scheine nicht die Einzige zu sein, die über ihr Trauma schreiben möchte: „Und sie bewegt sich doch!“, „Schaden in der Oberleitung“ und „Betriebsstörung“ sind Publikationen, die Sie unter anderem bei uns in der Stadtbibliothek im 2. Obergeschoss finden können. Weitere werden folgen, denke ich…
Mal im Ernst: mittlerweile habe ich alles erlebt. An einem Abend auf Durchreise in Sassnitz wurde unser Zug dort ersatzlos gestrichen, wir mussten uns auf die Schnelle eine Pension suchen, nachdem wir lange Zeit ungläubig auf den Anzeigentext geglotzt haben. Keine Durchsage, kein Personal, das sich um uns und die anderen Unglücksraben kümmern mochte, die am Gleis herumflatterten.
Auch interessant war der Tag, an dem ein Zug während der Fahrt, aus mir nicht mehr bekannten Gründen, eine gänzlich andere Route und somit gänzlich andere Städte anfuhr, nur um dann irgendwann still zu stehen. Lange. Lange still zu stehen. Meine Kinder und mein Hund nölten währenddessen um die Wette.
Aber unvergesslich war eine Reise nach Kiel und zurück, die nun auch tatsächlich erstmal meine letzte Bahnfahrt gewesen ist. Kennen Sie den Ort Bienenbüttel? Nein? Ich eigentlich auch nicht. Dort brach der ICE, in dem ich saß, vollends zusammen. Techniker fummelten an der Oberleitung herum, ich gesellte mich zu den Raucher:innen aufs Gleis – und war kurz davor, auch wieder damit anzufangen. Jedenfalls war die Diagnose nach schier endloser Zeit eindeutig: Kaputt. Wir durften Alle wieder einsteigen und fuhren in Weinbergschnecken-Schritttempo auf Hamburg zu, wo sämtliche Anschlüsse weg (oder ihrerseits verloren gegangen) waren.
Auf dem Rückweg betrat ich morgens in Kiel den Regio bereits mit leichtem Zittern. Doch er fuhr pünktlich los. Ich verspürte fast so etwas wie zaghafte Zuversicht. Der Zug wurde voller. Und voller. Und noch voller. Und zu voll. Diverse andere Züge waren ausgefallen und a l l e Reisenden versuchten in meinem Zug irgendwie händeringend nach Hamburg oder weiter zu kommen. Daraufhin wurden wir von der Bundespolizei geräumt. Verzweifelte Menschen, die einfach nur Bahnfahren und nach Hause oder zu einer anderen Destination wollten, wurden gewaltsam weggetragen. Grotesk. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass der weitere Verlauf der Fahrt von weiteren Katastrophen durchzogen war und ich in beiden Fällen nach Kiel länger gebraucht habe als nach Budapest.
Seitdem gestalte ich mir den Garten schön. Schreibe Menschen, die weiter weg wohnen, nette Nachrichten. Und entdecke meine Heimatstadt ganz neu.
Sänk ju vor rieding mei block.