Our house is still on fire
Und wieder Starkregenereignisse, absaufende Inselstaaten irgendwo weit weit weg, Rekord-Hitze und Waldbrände in den USA und sterbende Pilger:innen auf dem Weg nach Mekka. Wie hat Arnold Schwarzenegger vor einigen Jahren auf einer der zahlreichen Klimakonferenzen doch so schön gesagt? „Are you kidding me – people are already dying!“
Aber nein, nein – gehen Sie weiter, es gibt überhaupt nichts zu sehen.
Es fällt mir persönlich manchmal schwer, hoffnungsvoll zu bleiben. In meiner Biografie befindet sich ein erfolgreich abgebrochenes Studium der Geologie. Manchmal wünschte ich, ich hätte dieses daraus resultierende Grundverständnis für die Prozesse des Klimawandels nicht… Und jaaa, wir haben bereits vor 20 Jahren in diesen Wissenschaften über den Klimawandel gesprochen. Und jaaa, die Realität übertrifft in Heftigkeit und Häufigkeit die damaligen Prognosen.
Und warum überhaupt „Wandel“? Das klingt so nach einem behutsam-einen-Schritt-vor-den-anderen-setzen. Ein Spaziergang ist/wird das weiß Gott nicht, was wir da sehenden Auges angestoßen haben. Es ist eine Katastrophe. Und ich weiß nicht, wie ich das eines Tages meinen Kindern erklären soll… Ohne sie würde ich mir das Ganze wahrscheinlich, so lange wie möglich, gemütlich von meinem Selbstversorgerhof in Schweden angucken. Mit ihnen steck ich mittendrin. Sie, werte:r Leser:in, übrigens auch.
Viel schlimmer als die wenigen Pappnasen von Klimawandelleugnern finde ich jedenfalls die, ich nenne sie mal, Klimawandelrelativierer. Davon gibt es so einige mehr und sie suggerieren, dass das alles schon irgendwie mit ganz tollen super Erfindungen hinzukriegen sein wird. Einfach nur schön weitermachen wie bisher, wird schon. Es gibt ja noch soo viele andere wichtige T h e m e n.
Nein, gibt es nicht. Und dieser whataboutism ist alles andere als konstruktiv – und kommt drolligerweise gerne von Leuten, die sich andernorts auch nicht sonderlich engagieren. Es ist tatsächlich ein bisschen so, als würden wir alle zusammen in einem großen Haus sein, das begonnen hat zu brennen und diese Leute sagen „Aber der Wasserhahn tropft! Wir müssen auch nach dem Wasserhahn gucken, der ist auch ein wichtiges Thema.“ Echt jetzt? Sorry, nein –wenn wir den Brand nicht eindämmen, ist der Wasserhahn am Ende auch weg. Punkt.
Jahrhundertfluten alle zwei Jahre, heat domes und Feuerwolken (Kennen Sie die schon? Australischen Feuerwehrleuten ist das inzwischen ein Begriff – da brennt sprichwörtlich die Luft. Toll, ne?). Die Liste lässt sich fortführen. Liest aber eh kaum jemand. Ist wie mit dem jeweils neusten IPCC-Bericht. Kann nämlich, wenn Mensch das tut, dazu führen, dass Mensch losrennt und sich mit anderen Entsetzten irgendwo auf einer Autobahn festklebt. Nur um anschließend festzustellen, dass jetzt alle über das Kleben reden, nicht über die Inhalte.
Das ist sowieso ein Phänomen, dass mich oft kirremacht: Das Lenken der Diskussion auf Nebenschauplätze. Jaja, die Klimaaktivisten und ihr kriminelles Kleben (währenddessen dürfen die Bauernlobbybauern nebenan alles in Schutt und Asche legen). Könnt ihr bitte mal kurz zuhören, warum die das machen? Bitte?!
Wir leben nämlich in der Klimavergangenheit. Die Effekte, die wir heute bereits beobachten, sind auf den CO2-Ausstoß von ca. 2014 zurückzuführen. Bei dem Blick auf das Jahr 2034 wird mir somit ganz anders… Selbst wenn wir hier und jetzt komplett alles an CO2- und Methanausstoß (noch viel fieser) anhalten (was uns nie gelingen wird), die Resultate dessen würden wir erst sehr sehr zeitversetzt bemerken können. Man könnte also sagen: Es eilt.
Geben wir diesem „Thema“ in unserem Alltag und in politischen Entscheidungen doch die Priorität, die es beansprucht! Denn egal, ob Ihnen das Aussehen von Greta Thunberg (siehe: Nebenschauplätze!) gefiel: Sie lag vollkommen richtig, als sie sagte „our house is on fire!“