Es lebe der Sport
Vor einigen Tagen war unsere Stadt ein Etappenziel der Deutschlandtour. Ein Ereignis, das ich zuvor wohl maßlos unterschätzt habe – im positiven Sinne. Gefühlt noch nie habe ich in Herford eine so schöne Stimmung erlebt, diese Vorfreude, die sich schon Stunden zuvor langsam aufbaute, um dann wenige Minuten vorher zu einem Bienenstock-mäßigen Gesamtsummen zu werden und in riesigem Jubel auszubrechen, als die Jungs an uns vorbei durchs Ziel schossen. Ich summte und jubelte mit.
Dabei ist Sport als Veranstaltung zum Zugucken gar nicht mein Ding. Ich bin eine sogenannte Individual-Sportlerin, die inzwischen tatsächlich genug Disziplin aufbringt, sich fünf Mal die Woche mit Stepper oder Nordic Walking-Stöcken ein bisschen selbst zu quälen. Und für volltrunkene Fußballfans, die in der Deutschen Bahn akustisch und olfaktorisch eine Zumutung sind, habe ich nur Unverständnis übrig. Doch der Radsport und seine Fans gestern, das tatsächlich entstandene Wir-Gefühl, das war etwas völlig anderes. Da stand der Sport im Mittelpunkt.
Was daran jetzt so toll ist? Alles! Sport gehört meines Erachtens zu den wichtigsten Nebensächlichkeiten überhaupt. Nicht „nur“, dass es sehr gesund ist, regelmäßig Sport zu treiben – nein, er kann noch viel mehr. Sport im Verein trägt nachweislich dazu bei, dass Menschen weniger anfällig dafür sind, sich in Verschwörungstheorien oder extremistischen Haltungen zu verlieren, leistet also einen demokratiestärkenden Beitrag. Auch wird in vielen Sportvereinen Inklusion und Integration schlichtweg gelebt, statt daran rumgedacht.
Und Sport treiben stärkt obendrein die Leistung unseres Gehirns. Im Rahmen meines Studiums bin ich diesbezüglich über eine interessante Vergleichsstudie aus den USA gestolpert: eine Schule hat wie gehabt ihren Schulalltag fortgeführt, in dem Sport nur gelegentlich im Stundenplan vorkommt. Die zweite hat ihren Tagesablauf dahingehend umgestellt, dass jeden Tag morgens von Allen erst einmal intensiv Sport getrieben wurde. Und was geschah? Der Notendurchschnitt der Schüler:innen an der zweiten Schule schoss in die Höhe. Neurowissenschaftler:innen untermauern diese Ergebnisse wiederum mit eigenen Untersuchungen.
Fassen wir also mal zusammen: Sport ist gesund, macht uns demokratischer und klüger. Noch Fragen? Nein? Dann bin ich dafür, dass wir ganz bald wieder die Deutschlandtour zu uns einladen – denn: möglicherweise hat manch eine:r durch die Veranstaltung das eingestaubte Fahrrad in der Garage wiederentdeckt und dreht damit am Wochenende erstmal ne Runde…